Der schwäbische Dialekt wird vor allem von älteren ortsansässigen Bürgern noch gesprochen. Durch viele Neubürger und den raschen Bevölkerungszuwachs wird die Pflege des ortstypischen Dialekts schwieriger. 
 

Auszüge aus den Notizen für die Sammlung volkstümlicher Überlieferungen in Württemberg

Als Konferenzaufsatz auf 1. Dez. 1900 von Schullehrer Fischer, Rohrau

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Nachbar- und Ortsneckereien.
Die Nufringer nennt man "Füllesbroter", weil sie einst in die Schinderhütte eingebrochen sind, ein verendetes Füllen geholt, es gebraten und gegessen haben.
Die Hildrizhäuser (Hausemer) nennt man "Schneetreppler". - Einst war eine Hochzeit in Altdorf. In der Nacht vorher hatte es tüchtig geschneit. Zu "Hausen" aber war kein Bahnschlitten. Da faßte man den Beschluß, jeder solle sich mit Brettchen ausrüsten, dann wolle man ausziehen und gemeinschaftlich "Bahn" durch den Schnee "treppla."
 
Sprichwörter etc.:
,Mit Jägern und Pfaffen
Hab nichts zu schaffen.

Oft gebraucht wird auch:
Do hilf `s Bätta nex,
Do muaß Mischt nan!

Mundart:
Namen:
Name des eigenen Orts: "Roara"
Straßennamen: "d` onter Gaß", "en der Nufrenger Schtroß", "en der Hofstatt"
Spitznamen:
Die Ehninger nennt man "Entabruater". Einst setzte ein Bürgersmann eine Bruthenne mit Enteneiern. Sie wurde jedoch kaput. Weil ihn die Eier "keiten", daß sie "hin" sein sollten, setzte er sich selbst auf die Enteneier, um sie vollends auszubrüten.
Die Gärtringer nennt man "Keanspälter" und "Besenbinder."
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Vo Ehnenga ohne Spott,
Vo Roara ohne Kropf,
Vo Nufrenga ohne g`schlaga
Der kann vo Wunder saga.
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Den Rohrauern rufen in andern Orten die bösen Buben nach:
I ben vo Roara bei Sandstoa em Gai,
I kann nemme senga, mei Kropf thuat mer wai!
oder:
Dan`d, Dan`d, Dilwerdan`d,
Raotdan`d, andere Dan`d
ond Dan`d.
(and, Sand, Silbersand, Rotsand, andern Sand - und Sand!)
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Eine sprichwörtliche Redensart bei den Nachbarn lautet:
Gang net noch Raora,
No beißt de koa Gans..

Ruf- und Locknamen etc.:
Man nennt:
junge Hühner - Bibbala
junge Enten - Geudla
junge Gänse - Wearla
und sagt zu den Kindern
"Guggelug" statt Kuckuck
Merkwürdige Ausdrücke etc.:
Man sagt:
Malmboden - für Lehmboden,
Stubag`schlaif - für Plafond,
Blätze oder Baile - für Wunde
moarna morga - für morgen früh,
Faubal - für Spielball
der Trester - statt die Trester (Einzahl statt Mehrzahl)
a Rolle - statt ein Mannsbild,
G`schwei - statt Schwägerin,
des Dengle - statt das Mädchen,
überhaupt wird bei kleinen und großen Mädchen fast stets das pronomen personale neutr. statt fem. gebraucht.
Das pronomen personale der 1. Person heißt im Dativ und Accusativ "ich", z.B. "er ist bei ich gwäa" statt bei uns gewesen.
Ferner sagt man:
verklopft statt verschlagen, listig
hella statt neigen (ein Gefäß)
haart statt schwerlich
streng statt oft
Plotz statt Butter.

Statt Mädchen sagt man "Mensch" , auch in lobendem Sinn. "A reachts Mensch bedeutet ein rechtschaffenes Mädchen. Ebenso statt "Bursche" - "Kerle.

Besondere Redensarten etc.:
Bejahung: Jo
Verneinung: Nuan
Gruß: Kommst au? - Jo. oder: fleißig? - a bisle
Beim Zusprechen: Jetzt send Se noa so frei.
Nach der Erntebetstunde: I weunsch der au Glück ond Säga eien d` Ärnt.
Bei Besuchen im Trauerhaus: Traist ich Gott uiers Loads.

Früher, bei einem Leichenbegängnis nach der Grabrede wendete sich der erste Leidtragende und nach ihm die erste Leidtragende an das Trauergefolge mit den Worten: "I dank jedermann, wär mei`m Vadder (mei`m Bruder, mei`ra Muater etc.) bei der Leich gwesa ist."
 
Ges.
Kgl. BSchI
Weber
Quelle: Landesstelle für württembergische Volkskunde, Stuttgart
Transskription: Reinhard Caspers, Oberndorf a.N., 2004
Kursiv geschriebene Texte sind Ergänzungen des Transskriptors.