Die Geschichte sichtbar machen
Gärtringen: Torsten Widmann und Matthias Bock führen neu gegründeten Verein
So viele Geschichten, die darauf warten, erzählt zu werden: Am Freitag gründete sich im Gärtringer Blumencafé der Verein "Zeitsprung - Ortsgeschichte Gärtringen/Rohrau", um diesen Schatz an Erzählungen und historischen Hinterlassenschaften für die Nachwelt urbar zu machen. 37 Gärtringer und Rohrauer waren mit dabei - und wurden sogleich Mitglieder.
Was in der Kommune Rang und Namen hat, war ins Blumencafé gekommen: von Altbürgermeister Hans Drexler über den ehemaligen Rohrauer Ortsvorsteher Gerhard Mühleisen bis hin zu den aktuellen Mitgliedern des Gemeinde- und Ortschaftsrats. "Das zeigt, dass das Thema auf fruchtbaren Boden fällt", stellte der amtierende Rohrauer Ortsvorsteher Torsten Widmann fest.
Bereits im April des vergangenen Jahres hatten die Vorbereitungen für die Gründung des Vereins mit dem ersten Treffen des Arbeitskreises Ortsgeschichte begonnen. In der Zwischenzeit waren zudem historische Gegenstände aus der Bismarckstraße 16 gesichert worden, hatte sich der Arbeitskreis beim Bürgerfest präsentiert und Filmvorführungen organisiert.

Auch die vier Arbeitsgruppen - "Orte und Plätze", "Zeitzeugen", "Familienforschung" und "Ortsgeschichte" - waren fleißig gewesen: So wurden etwa Zeitzeugeninterviews geführt, eine Karte der Bodendenkmale erstellt und eine Sammlung der Gewann-Namen angelegt. Die Ziele des nun aus der Taufe gehobenen Vereins stellten Torsten Widmann und der Gärtringer Gemeinderat Matthias Bock (Freie Wähler) vor: "Die Geschichte, die unter der Oberfläche verborgen ist, wollen wir sichtbar machen, miteinander ins Gespräch kommen und die Geschichten der Menschen erzählen." Denn wer den Ort lieben lerne, identifiziere sich mit der Gemeinde und fühle sich verantwortlich.

Die erste Führungsspitze des neuen Ortsgeschichtsvereins: Mathias Bock (links) und Torsten Widmann GB-Foto: Bäuerle

Die Satzung einstimmig beschlossen
Der Gärtringer Hauptamtsleiter Norbert Sünder outete sich schließlich als "Überzeugungstäter": "Als Thorsten Widmann alles initiierte und mich nach meiner Beteiligung fragte, kam er gar nicht bis zum dritten Wort, da sagte ich schon: Ja!" Sünder zeichnete für die Satzung verantwortlich, die er am Freitag vorstellte und die die Versammlung einstimmig beschloss. Auch die sieben benötigten Unterzeichner fanden sich bei der Fülle an Interessenten schnell.
In die Vereinsführung wählten die Anwesenden dann paritätisch zwei gleichberechtigte Vorstände aus Gärtringen und Rohrau: Matthias Bock und Torsten Widmann. Kassenverwalterin wird die in der Gärtringer Kämmerei beschäftigte Marina Magrini, Schriftführerin die Familienforscherin Beate Losert. Für den Posten des Jugendleiters konnte man Philipp Göhner gewinnen, der zwar nicht mehr in der Gemeinde wohnt, aber immer wieder gerne herkommt: "Ich hatte schon lange ein Interesse an Geschichte, wusste aber über den Ort, in dem ich lebe, nie was. Da habe ich mich gefreut, als ich hörte, dass sich eine Arbeitsgruppe hier trifft." Spontan erklärten sich aus den Reihen der Anwesenden schließlich noch zwei Herren bereit, als Kassenprüfer zur Verfügung zu stehen: Walter Gohl und Matthias Gutmann. "Wir haben da ein grandioses Team beisammen, um zusammen etwas ganz Großartiges zu schaffen", meinte Widmann und Bock freute sich über die einstimmig gewählten Mitglieder der Vereinsführung: "Einstimmigkeit sind wir jetzt fast gar gewohnt im Gemeinderat. Und wenn die Stimmung im Verein so gut ist wie im Rat, dann kann nichts schiefgehen."
Seine guten Wünsche gab dem frischgebackenen Verein dann noch Gärtringens Bürgermeister Thomas Riesch mit auf den Weg. "Was wäre unsere Gemeinde ohne ihre Geschichte!", prononcierte er. "Wir haben eine reiche Geschichte und es ist hochfaszinierend, was hier alles vorhanden ist." Nun gelte es zu handeln, um die noch vorhandenen Relikte zu bewahren. Die Unterstützung der Gemeinde sagte der Rathaus-Chef zu.
Als letzter Punkt stand die Verabschiedung der Beitragsordnung auf der Tagesordnung. Demnach wird die Einzelmitgliedschaft für Erwachsene künftig 25 Euro und die Mitgliedschaft für Schüler, Studenten und Azubis zehn Euro betragen. Auf eine Anregung von Matthias Gutmann hin nahm man ad hoc noch einen Familienbeitrag in die Ordnung auf. Dieser wird 40 Euro betragen.
Ein Heimatmuseum ist geplant
In der Zukunft wollen die Verantwortlichen dank des Vereins "vieles gemeinsam auf den Weg bringen", wie sie verdeutlichten: So schwebt ihnen etwa ein eigenes Heimatmuseum vor. Auch thematische Ortsrundgänge und ein Ortsfamilienbuch sind geplant.
 

(Quelle: 14.03.2016 Gäubote,  Autorin Nadine Dürr)